Fahrerbewertungs- und Motivationssysteme
Das autonome Nutzfahrzeug oder der Digitale Fahrer?
Die zunehmende Digitalisierung im Fuhrpark ist heute bereits gelebte Realität, in der Folge wird das Fuhrparkmanagement komplexer und anspruchsvoller. Es soll alles schneller, komfortabler und gleichzeitig kostengünstiger werden. Was ist aber mit dem Fahrer? Wie kann dieser sinnvoll in eine Digitalisierungsstrategie eingebunden werden? Wie verhält es sich mit dem Datenschutz bei den entsprechenden Cloud-Systemen? Dieser Blogbeitrag beleuchtet die verschiedenen Aspekte, welche in Bezug auf die Veränderungen für den Fahrer in den nächsten Jahren zu erwarten sind. Das Nutzfahrzeug produziert ständig Daten, welche dann innerhalb von Sekunden in der Cloud zur Verfügung stehen. In einer Welt, in der das Nutzfahrzeug eine SMS schreibt oder mittels entsprechender Schnittstellen die Werkstatt über zukünftige Wartungsaufkommen informiert, werden diese Daten für die Unternehmen immer unverzichtbarer.
Auf dem Weg zum autonomen Fahrzeug
Das selbstfahrende Nutzfahrzeug wird wohl noch vor dem Privat-Pkw Realität werden und dementsprechend vor diesem über die Straßen Europas rollen. Bereits heute gibt es zahlreiche Experimente mit vernetzten Lastwagen oder Bussen. Die Experten sind sich einig und falls die entsprechenden Prognosen zutreffen, werden ab zirka 2030 auf langen Strecken keine Fernfahrer im heutigen Sinne mehr am Steuer sitzen. Als konkretes Beispiel kann das sogenannte ‚Platooning‘ genannt werden, bei dem der vorderste Lastwagen das Tempo vorgibt, die anderen folgen in dichtem Abstand dahinter. Inwieweit hier der Fahrer – ähnlich wie im Luftverkehr – leidglich noch eine überwachende Funktion einnehmen wird und wie eine solche Besatzung zukünftig aussehen könnte ist aber heute größtenteils noch unklar. Klar hingegen ist, dass der Beruf des Lastkraftfahrers enormen Veränderungen unterworfen sein wird. Unabhängig davon wird die Vernetzung der Nutzfahrzeuge weiter voran-getrieben werden. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der installierten Telematik-Systeme ersichtlich, welche insbesondere mit Nachrüstsystemen stark wachsen wird.
Die Ressource Kraftfahrer
Der reibungslose Austausch von Abwicklungsinformationen ist seit jeher ein kritischer Effizienztreiber in der Logistikkette, der von vielen Unternehmen ausgeschöpft wird. Was ist aber mit der wichtigsten Ressource – dem Fahrer? Inwieweit lässt sich dieser nahtlos in die von Effizienz getriebene Wirtschaftswelt integrieren und wie reagiert dieser auf Sanktionen in Bezug auf seine Arbeit, welche beispielsweise durch Fahrerbewertungs-Systeme getrieben werden?
Effizienz beschreibt den wirtschaftlichen Einsatz von etwas, wird also immer in Bezug zu etwas gesetzt. Effizienz ist nicht gleichbedeutend mit Geschwindigkeit, vielmehr kann die Geschwindigkeit ein qualitatives Merkmal der Effizienz sein. Ain Fahrer sollte sich – wie alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen – also möglichst effizient und somit wirtschaftlich verhalten. Nun gilt es allerdings die Rahmenbedingungen zu beachten, welche einen entscheidenden Einfluss auf den Einsatz von Fahrerbewertungs-Systemen haben.
In vielen entwickelten Ländern Europas sind ähnliche demografische und wirtschaftliche Entwicklungen erkennbar, welche klar darauf hinweisen, dass in den nächsten Jahren mit einem Mangel an qualifizierten Berufskraftfahrern zu rechnen ist. Einerseits ist mehr ein Drittel aller Berufskraftfahrer 50 Jahre oder älter und der jüngere Nachwuchs fehlt zu großen Teilen. Der Beruf des Kraftfahrers leidet an einem eher schlechten Image und in Kombination mit den gestiegenen Anforderungen an die Berufs-qualifikation ist die Attraktivität für Neueinsteiger eher tief. In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Anstieg der Güterverkehrsleistung im Straßentransport zu rechnen welche den Markt an qualifizierten Berufskraft-fahrern weiter verengen wird. Die Problemfelder Demographie und wirtschaftliche Entwicklung zeigen die Dringlichkeit mit der Ressource Berufskraftfahrer ökonomisch und sozial ausgeglichen umzugehen.
Wieso überhaupt den Fahrer bewerten?
Über die gesamte Nutzungsdauer eines Fahrzeugs betrachtet gehören Kraftstoffverbrauch (25,1%) und Personaleinsatz (34,5%) zu den maßgeblichen Faktoren, welche über die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks entscheiden. Heute bieten Fahrzeughersteller teilweise ausgeklügelte Fahrerbe-wertungssysteme an, welche auf die eigenen Fahrzeuge ausgelegt sind und insbesondere auf den Kraftstoff-verbrauch als Bewertungsgrundlage setzen. Da allerdings die Unternehmer heute großmehrheitlich auf Mehrmarkenstrategien setzen sind solche Systeme in der Praxis sowohl technisch als auch wirtschaftlich äußerst impraktikabel. Mit einem gewissen Aufwand können diese Systeme zwar vereinzelt auch bei Fahrzeugen anderer Fabrikate installiert werden, dies allerdings nur mit vergleichsweise hohen finanziellen Investitionen für den Flottenbetreiber. Auch ist eine Installation solcher Fremdfabrikaten nicht im Interesse der betroffenen (Fremd-) Fahrzeughersteller.
Aber vor allem: Eine Beurteilung mit Faktor Kraftstoffverbrauch greift zu kurz, da gewichtige Einflussfaktoren wie bspw. die Topografie oder Einsatztyp (Langstrecke/Kurzstrecke) nicht berücksichtigt werden.
Sanktion oder Motivation?
Was die menschlichen Motive kennzeichnet, haben Psychologen in verschiedenen Motivationstheorien be-schrieben. Grundlage der meisten dieser Theorien ist die Annahme, dass Motivation im Streben nach erwünschten und im Vermeiden von nicht wünschenswerten Zuständen besteht. Kraftfahrern wird heute oftmals eine zu tiefe Wertschätzung entgegengebracht, welche auf die Motivation drückt. Dies wird durch den ständig wachsenden Termindruck und die zunehmend schwierige Parkplatzsituation auf den Autohäfen noch verstärkt. Aufmunternde und ehrlich gemeinte Rückmeldung – ein sehr starker Motivator -, kann das Verhalten positiv beeinflussen und zum Beispiel den Fahrer dazu bringen Verbesserungs-potenziale zu nutzen: „Es gilt, Anreize zu schaffen“.
Monetäre Anreize wie bspw. Prämienmodelle, welche darauf ab-zielen die Fahrassistenzsysteme optimal zu nutzen, dadurch eine bessere Leistung zu erbringen und in der Folge Kosten für Verbrauch und Verschleiß zu senken, ergeben eine „Win-Win-Situation“ für Fahrer und Unternehmen.
Vergleichbare Daten als Grundlage
Ein Vergleich, welcher lediglich auf den Dieselverbrauch abzielt, wird als unfair taxiert. Werden allerdings eine vorausschauende Fahrweise und die Nutzung der Assistenzsysteme heran-gezogen und diese in der Folge in Form eines ‘BestPractice-Ansatzes’ verarbeitet, ist die Grundlage für ein faires Fahrermotivations-System gelegt. Ganz wesentlich erscheint allerdings die Tatsache, dass ein solches System niemals sanktionieren sollte, sondern dem Fahrer das Gefühl des Zusammenarbeitens gibt und dadurch Spaß am effizienten und bewussten Fahren fördert. Die zugrundeliegende Philosophie dabei: Nur wenn der Fahrer die vorhandene Fahrzeugtechnik auch konsequent einsetzt können Eco-Fahrzeuge auch zum Umweltschutz und zur Kosteneinsparung beitragen!
Der Bremseinsatz, ein Kick-Down Zähler, aufgezeichnete Geschwindigkeiten, registrierte Tourenzahlen, Stopps und erfasste Standzeiten unter Motor, die Einsatzschwere unter Berücksichtigung der Topografie, ein Vergleich der gefahrenen Touren welche auch die Anzahl Haltestellen berücksichtigt, dies alles sind wesentlich Kriterien für eine ausgeglichene und faire Beurteilung des fahrerischen Könnens.
Abschliessend kann festgehalten werden, dass ein Fahrermotivationssystem nur dann erfolgreich ist, wenn dabei der Fahrer nicht ausgeklammert wird. Speziell in diesem Kontext sind Systeme einzuordnen, welche sowohl aus wirtschaftlicher als auch ökologischer Sichtweise großen Nutzen für die Unternehmen bieten. Ein Rückkoppelungs-System, welches motiviert und nicht nur sanktioniert bietet hier die beste Voraussetzung, um von den betroffenen Fahrern akzeptiert zu werden und dem Unternehmen sodann den grösstmöglichen Nutzen stiftet!